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Spargelanbau

Folie - warum , weshalb, wieso?

Niemand möchte Plastik, aber alle wollen frühe, erstklassige und günstige Spargelstangen oder Erdbeeren. Mit guten Argumenten schaffen Sie bei Verbrauchern Verständnis für den Folieneinsatz auf Ihrem Betrieb.

Dank der Folie lässt sich die Ernteperiode etwa vier Wochen verlängern bzw. verfrühen. Eine Folie hält im Schnitt eine ganze Spargelperiode, das entspricht acht Jahren. (Bildquelle: S. Rübensaat)

Spargeldämme so weit das Auge reicht, mal mit schwarzer und mit durchsichtiger Folie bedeckt, mal mit weißer. Und das, obwohl die Natur noch halb im Ruhemodus ist. Der Anblick monotoner Reihen aus Plastik löst bei manchem Verbraucher alles andere als gute Frühlingslaune aus. Ein Zwiespalt, denn für den ersten heimischen Spargel der Saison stehen Verbraucher andererseits Schlange – ebenso nur wenige Wochen später, wenn die ersten Erdbeeren aus dem Folien­tunnel reif für den Verkauf sind.

Transparenz, gute Argumente und Fingerspitzengefühl sind hilfreich, wenn es darum geht, aufgebrachte, kritische Verbraucher zu überzeugen. „Holen Sie skeptische Spaziergänger mithilfe von verständlich gestalteten Infotafeln gleich am Spargelfeld ab“, rät Geschäftsführer Simon Schumacher vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer e. V. (VSSE). Denn informierte und zufriedene Kunden bleiben treu und sind gleichzeitig Werbeträger für den Betrieb. Ein Imagefilm auf dem Bildschirm im Hofladen, der den eigenen Anbau und die Ernte verständlich zeigt, unterstützt bei der Aufklärung ebenso wie ein gut gemachter Flyer. Über Storys, Reels oder informative Beiträge lässt sich über die sozialen Netzwerke ebenfalls eine breite und durchaus kritische Community erreichen und überzeugen. Und letztendlich prägt sich das persönliche Gespräch mit Ihren Kunden tief ein und schafft Verständnis für Ihr Handeln.

 

    Holen Sie skeptische Spaziergänger mithilfe von verständlich gestalteten Infotafeln gleich am Spargelfeld ab.

    Simon Schumacher, VSSE

    Gute Gründe für den Folieneinsatz

    • Frische heimische Ware lässt sich mit Folie effizienter produzieren. „Durch die Verwendung von schwarzer und weißer Folie können Erzeuger die Ernte so steuern, dass viel Ware mit einer hohen Qualität gezielt zum Wochenende erntereif ist, wenn die Nachfrage groß ist“, erklärt Simon Schumacher.
    • Günstiger Preis: Durch den Einsatz von Folie sparen Anbauer etwa 40 % ihrer Produktionskosten, somit können sie das edle Gemüse insbesondere in der Hauptsaison zu attraktiven Preisen anbieten.
    • Die Nachfrage muss nicht durch Importware gedeckt werden. Die Produktion in Peru erfordert beispielsweise 40 % mehr Wasser, für den Transport wird zwölfmal so viel CO2 verbraucht als bei der heimischen Erzeugung.
    • Spargel gedeiht unter Folie optimal, er bleibt weiß, bildet weniger Bitterstoffe, verholzt weniger, hat eine gleichmäßigere Dicke und wächst gerader.
    • Während des Erntezeitraums wird der Bodenabtrag durch Wind um 50 % reduziert. Es wächst weniger Unkraut auf den Dämmen, daher sind weniger Herbizide notwendig. Die Erde bleibt unter der Folie gleichmäßig feucht. „Das spart Wasser“, erklärt Spargelberater Ralf Große Dankbar von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und ergänzt: „Durch die folienbedingte Verfrühung blüht der erste Spargel bereits im Mai.“ Für Wild­insekten und Bienen ist dies eine wertvolle Nahrungsquelle.
    • Da der Boden weniger verkrustet, lassen sich die Spargelstangen leichter ernten.
    • Gebrauchte Folie wird recycelt und beispielsweise zu Müllsäcken verarbeitet. Für die Entsorgung gelten strenge Qualitätssicherungssysteme.

    Erdbeeren aus dem Folientunnel

    Auch für den Einsatz von Mulchfolien und Verfrühungstunnel in der Erdbeerkultur gibt es gute Argumente:

    • Neben der verlängerten Genusszeit zum fairen Preis, den höheren Erträgen und dem geringeren Pestizideinsatz verbessert sich unter Folie die Haltbarkeit der sensiblen Früchte. Regen und Sonnenbrand verursachen die größten Schäden. Erzeuger können dank der Folien eine gleichbleibende Qualität produzieren.
    • Wegen des frühen Erntestarts müssen Verbraucher nicht zu Importware greifen. Diese ist häufiger mit Rückständen von Pflanzenschutzmitteln belastet.
    • Die Erträge aus Folientunnel sind im Vergleich zur Freilandproduktion mitunter doppelt so hoch, die intensive Produktion entlastet die Landschaft, da insgesamt weniger Fläche für den Anbau notwendig ist.
    • Tunnel ermöglichen den Einsatz von nützlichen Insekten wie Hummeln zum Bestäuben der Blüten.
    • Tunnelfolie wird fünf bis acht Jahre verwendet und anschließend fachgerecht recycelt. „Spargel- und Erdbeererzeuger tun gut daran, ein klares Statement zum verantwortungsvollen Folieneinsatz zu setzen“, empfiehlt Simon Schumacher. Hierzu zählt beispielsweise, die Erntehelfer so zu schulen, dass sie herumliegende Folie, Müll und Zigarettenkippen auf den Feldern oder am Wegesrand fachgerecht entsorgen. Der Aufruf zu einer gemeinsamen Aufräumaktion auf dem Betrieb lässt sich medienwirksam nutzen und wird von Verbrauchern positiv wahrgenommen.

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