Der Einkauf am Automaten sollte aus Kundensicht ein emotionales Erlebnis sein, damit die Werte der Direktvermarktung auch vermittelt werden.
- Schön dekorierte Regale, Blumen, emotional, große Bilder von Mensch und Tier
- Liebevoll geschriebene Botschaften, wie der Hinweis auf Hausgemachtes nach Oma Hertas Rezeptur oder Empfehlungen von anderen Kunden, erleichtern die Kaufentscheidung.
- Dann funktioniert auch das Geschäft mit hochpreisigen Lebensmitteln.
- Kostproben können Spezialitäten bewerben
- Vorteil: Sie erzeugen ein Verpflichtungsgefühl. Der Kunde hat das Gefühl, er muss etwas zurückgeben
- Besonders unerwartete Geschenke, z.B. ein kleines Probierfläschchen Kräuteröl zum Landbrot, lösen das ein Gefühl aus, etwas zurückgeben zu müssen. So kann es sein, dass die Kunden dadurch gleich mehr kaufen oder sich verpflichtet fühlen, wiederzukommen
Zeitersparnis durch einen Verkaufsautomaten?
Ein Automat bringt definitiv keine Zeitersparnis mit sich. Pflege und Bewirtschaftung kosten Zeit, Sonn- und Feiertage sind beliebte Einkaufstage. Tägliche Kontrollen sind notwendig. Viele Kunden schätzen den persönlichen Kontakt zum Direktvermarkter, auch das muss beachtet werden.
Praxisbeispiel: 120 Fächer und Liftautomat
Wenn, dann soll es professionell sein. Mit diesem Anspruch haben Tatjana und Johannes Buchinger aus St. Pölten in Niederösterreich ihren modernen, außergewöhnlichen Automatenladen gestaltet.
„Was für ein cooler Laden“ – bei Familie Buchinger bekommt man beim Einkauf aus dem Automaten auch optisch was geboten. Sanft gleitet die Automatiktür auf. Beim Betreten des Geschäfts fallen die frischen Produkte in den Klappenautomaten sofort ins Auge, denn die Tüten liegen mit der Öffnung nach vorn in den Fächern. Äpfel, Kartoffeln oder Zwiebeln sind spaltenweise einsortiert, das sorgt für einen ruhigen Gesamteindruck. In einigen Fächern steht auch nur eine Tüte Apfelchips oder ein Glas eingelegter Knoblauch. „Neue Produkte oder solche, die wir pushen wollen, stellen wir allein ins Fach. Dann fallen sie besser auf“, sagt Johannes Buchinger. Der Obstbauer betreibt gemeinsam mit seiner Frau Tatjana den Automaten-Hofladen in St. Pölten-Ratzersdorf. 120 Fächer in drei Größen, dazu ein Liftautomat mit 22 Linien bieten Platz für die Erzeugnisse.
Die Lage ist top, direkt an der B1. Pro Tag kommen zwischen 50 und 70 Kunden. Der Obstbaubetrieb befindet sich nur 250 m entfernt im Ort, „aber für den Direktverkauf schon zu weit ab“, sagt Johannes Buchinger. Der Familie gehört das Grundstück direkt an der Bundesstraße. Seit 2013 verkaufen sie dort ihre Bio-Äpfel, zunächst mit einem Container und einem Fachautomat mit 24 Klappen. Die Bio-Äpfel waren gefragt und Buchingers kamen mit dem Nachfüllen kaum hinterher. Mehr Fächer sollten her, auch um weitere Produkte wie die hofeigenen Apfelchips oder den Saft anbieten zu können. „Irgendwann standen wir vor der Frage: Gehen wir mit der Direktvermarktung drei Schritte nach vorn oder lassen wir es bleiben“, fasst es der 41-jährige Agraringenieur zusammen. Die Obsterzeuger entschieden sich für die professionelle Lösung und holten einen Ladenbauer ins Boot, der die Planung der Einrichtung übernahm. Rund 250 000 € haben sie in ihren neuen Laden investiert. 2020 ging er an den Start. Übrigens wieder im Container. Für die Bauhülle wurden vier zusammengebaut. Das Geschäft ist klimatisiert, wobei Kühlen mehr Energie verbraucht als Heizen. Eine örtliche Zimmerei setzte das Pultdach auf. Neben dem Verkaufsraum befindet sich ein Lagerraum für abgepackte Ware wie Apfelchips oder Saft. Rund 30 Stunden Arbeit stecken pro Woche in der Direktvermarktung – fürs Herrichten der Ware, Auffüllen, Sauberhalten. Zwiebeln oder Erdäpfel kaufen Buchingers lose zu und füllen selbst ab. Beim Angebot setzen sie bewusst auf ein Grundsortiment und verzichten auf kühlbedürftige Produkte. „Das erleichtert das Handling“, sagt der Agaringenieur. Zwei Drittel der Erzeugnisse stammen vom eigenen Hof, das entspricht auch ihrem Umsatzanteil.
Ein Selbstläufer ist dieser Absatzweg nicht: „Ein Automat braucht Betreuung und kostet Nerven“, sagt Johannes Buchinger ehrlich. Störmeldungen gehen direkt auf sein Handy. Zum Glück ist es nicht weit vom Betrieb, so ist schnell jemand zur Stelle. Auch die laufenden Kosten sind nicht zu unterschätzen wie die Bankomatgebühren, Telemetrie- oder Energiekosten. Was sie motiviert: Der Obstverkauf läuft und die vielen positiven Rückmeldungen ihrer Kunden.