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Legehennenhaltung

Erst Corona-Boom, jetzt Spar-Flaute

Nach dem Aufschwung der vergangenen Jahre kämpfen viele Legehennen­halter aktuell mit gestiegenen Kosten und Umsatzeinbrüchen. Die Betriebe suchen nach Lösungsansätzen und Vermarktungsstrategien.

Viele Mobilstallbetreiber befinden sich derzeit auf der Schattenseite des Marktes: Futter und Junghennen sind deutlich teurer geworden, während die Nachfrage nach hochpreisigen, regionalen Eiern schwächelt.       (Bildquelle: F. Schildmann)

Absatzrückgang statt Wachstumsmarkt: Die heimischen Eiererzeuger erleben gerade ein Wechselbad der Gefühle. Besonders krass sind die Unterschiede im Premiumsegment der Bio-, Freiland- und Regionalware. In diesem Bereich gab es in den vergangenen Jahren große Zuwächse. Vor allem die Hühnerhaltung in Mobilställen nahm deutlich zu und profitierte in der Corona-Zeit vom Wunsch der Verbraucher nach regionalen Einkaufserlebnissen und vermehrtem Kochen im eigenen Haushalt.

Umsatz runter – Kosten hoch

Dann kam der Ukraine-Krieg. Lebens­mittel und die allgemeine Lebens­haltung wurden sprunghaft teurer. Die Verbraucher begannen zu sparen und greifen seither vermehrt zu den günstigen Sortimenten bzw. Eigenmarken der Super­markt­ketten und Discounter. In der Folge kam es zeitweise zu 40%-igen Absatzein­brüchen bei Bioeiern und Hochpreisware. Der Eiermarkt geriet in Schieflage und so mancher Hühnerstall steht seitdem leer.

Das liegt auch daran, dass der Einkauf von Eiern der höheren Haltungsstufen leidet, nachdem die Verbraucher wieder vermehrt in Kantinen und Restaurants essen: Dort finden nämlich tendenziell die günstigeren Eier oder gar Flüssig­eiprodukte Verwendung.

Für die Geflügelhalter ist das schwer zu verkraften, weil die Produktionskosten im gleichen Zeitraum enorm gestiegen sind. Futter, Einstreu oder Beschäftigungsmaterial sowie Junghennen – alles ist teurer geworden! Hinzu kommen die galoppierenden Energiepreise.

Im Mittel 5 Cent Mehrkosten

Die Erzeugung eines Eies hat sich im Schnitt um rund 5 Cent ver­teuert, rechnete LLH-Fachmann Bernd Grünhaupt in der vergangenen Woche beim Baulehrschautag auf dem Eichhof des Landes­betriebes Landwirtschaft Hessen (LLH) in Bad Hersfeld vor: Allein durch das gegenüber 2020 etwa 20 €/dt teurere Futter steigen die Produktionskosten um durchschnittlich 3 Cent/Ei. Außerdem sind die Junghennen deutlich teurer geworden, seit deren Verkaufspreis entweder die In-ovo-Geschlechtsbestimmung oder die Bruderhahnaufzucht quersubventionieren muss. Das macht ein Kostenplus von etwa 1,0 bis 1,5 Cent pro Ei, während die gestiegenen Energiekosten mit mindestens +0,2 Cent zu Buche schlagen. Hinzu kommen höhere Kosten für Versicherungen, Arbeitslöhne und anderes, sodass aktuell im Schnitt mit 5 Cent/Ei höheren Kosten kalkuliert werden muss.

 

Dann lieber einmal konsequent die Preise erhöhen, als dreimal in kleinen Schritten.

Birgit Jacquemin, LWK NRW

Lösungsansätze gesucht

Die Antworten sind nicht einfach, denn die Inflation zieht weiter an. Viele Verbraucher schauen beim Einkauf noch genauer aufs Geld und suchen gezielt günstige Lebensmittel. Da tun sich viele Eiererzeuger mit Direkt- und Regionalvermarktung schwer, die gestiegenen Kosten konsequent an ihre Kunden weiterzureichen. Trotzdem geht daran letztlich kein Weg vorbei, erläuterte Birgit Jacquemin von der Landwirtschaftskammer NRW. Auf Dauer können die Betriebe die gestiegenen Kosten nicht allein schultern. „Dann lieber einmal konsequent die Preise erhöhen, als dreimal in kleinen Schritten“, findet die Referentin für Direktvermarktung und Agrarmarketing.

Wichtig sei indessen, dem Kunden regelmäßig den Wert des Produktes zu vermitteln. Dazu gehören Erklärungen zu Produktionsweise, Tierwohl und Umweltschutz ebenso wie ein optisch ansprechendes Verkaufsumfeld. Die Kunden sollen sich beim Einkauf wohlfühlen. Dann bleibt nicht der hohe, aber gerechtfertigte Preis im Gedächtnis, sondern das Erlebnis des Einkaufens und das Gefühl, etwas Richtiges getan zu haben.

Dieser Artikel erschien im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Ausgabe 45/2022


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