Smart Shoppen

Selbstbedienung per Smartphone

Sascha und Melanie Mathis aus Ewighausen im Westerwald vermarkten im Nebenerwerb Eier aus dem Mobilstall in Selbstbedienung. Dank einer App und QR-Codes läuft der Verkauf rund. Positiver Effekt: Diebstahl ist seitdem Geschichte.

Registrierte Kunden müssen für den Einkauf nur das Handy mit der geöffneten App ans Lesegerät halten. Damit öffnet sich die verschlossene Tür. (Bildquelle: Farina Schildmann, Landwirtschaftsverlag GmbH)

Richtig sauer ist Sascha Mathis aus Ewighausen in Rheinland-Pfalz, wenn er an ein Ereignis von September 2023 zurückdenkt. An diesem Tag wurden bei ihm die Barkassen beider SB-Hofläden geklaut. Dass zuvor bereits Ware fehlte oder mit Monopoly-Spielgeld bezahlt wurde, erhöhte den Frust.

Eiervermarktung im kleinen Stil

Statt aufzugeben, sahen er und seine Frau Melanie sich nach einer schlanken digitalen SB-Lösung um. „Wir suchten etwas, was Langfinger ausbremst und uns zeitgleich bei der Vermarktung unterstützt.“ Die beiden Quereinsteiger vermarkten im kleinen Stil Eier, Geflügelfleisch, Kartoffeln und Fruchtaufstriche aus eigener Produktion, lassen sich Nudeln im Lohn fertigen und kaufen aus der Region Westerwald Selbsterzeugtes von Berufskollegen zu. Insgesamt finden sich im Sortiment ihrer beiden 12 m2 großen SB-Läden rund 35 verschiedene Produktgruppen.

Bereits Mitte Oktober vergangenen Jahres setzten die Direktvermarkter die Digitalisierung des ersten Hofladens um, den sie im 2 km entfernten Nachbarort betreiben. Seit April diesen Jahres läuft auch der SB-Laden am Hof rein digital. Die Wahl fiel auf die Shop-System-Lösung von Lokbest. Der Betrieb bezahlt hierfür monatlich 119 € Miete zzgl. 2 % vom Netto-Umsatz. Sascha Mathis ist froh darüber, dass so gut wie keine Umbaumaßnahmen für die Umstellung erforderlich waren. Er verbaute lediglich in die vorhandene Ladentür ein elektronisches Türschloss für rund 150 €. Im Gegenzug stellte das Unternehmen Lokbest das Lesegerät für die Zugangskontrolle am Eingangsbereich. Die Kunden kommen mithilfe einer App und QR-Code in den Hofladen und müssen sich vorab registrieren. 

Im Laden scannen sie die QR-Codes, die sich auf den Preisschildern ihrer Wunschprodukte befinden, um sie in den virtuellen Einkaufskorb zu legen. „Wer möchte, kann sogar vorab von zu Hause aus checken, ob die gewünschten Waren im Laden erhältlich sind“, erklärt Myriam Haber, eine der drei geschäftsführenden Gesellschafter von Lokbest. Bezahlt wird ausschließlich digital per Paypal, Kreditkarte oder SEPA. Damit ist der Verkauf bargeldlos. „Ja, wir haben bei der Umstellung ein paar Kunden verloren, aber inzwischen viele Neukunden hinzugewonnen“, verrät der Direktvermarkter. Inzwischen sind bereits 150 Kunden registriert.

Deutliche Arbeitserleichterung

Sascha Mathis kann online über eine browserbasierte Software auf seinen Laden zugreifen und dort neue Produkte anlegen, viele Daten einsehen und bearbeiten. Auch die Preisschilder mitsamt QR-Code werden hier erstellt und generiert. Diese druckt der Landwirt aus und heftet sie an seine Regale. Glücklich ist Mathis, dass der tägliche mühselige Kassenabschluss mitsamt dem Zählen der Produkte dank der Software überflüssig ist. Mit einem Klick kann er den Tages-, Monats- oder Quartalsabschluss erstellen und die Daten in sein Buchführungssystem importieren. Ebenso einfach gestaltet sich das Warenmanagement. „Dank der App auf meinem Handy bzw. Tablet habe ich den Bestand im Blick und fülle bei Bedarf die Regale auf“, berichtet der Direktvermarkter zufrieden. 

Betriebsspiegel

Betriebsleiter: Sascha (39), gelernter Informationselektroniker, jetzt Fachkraft für Arbeitssicherheit, und Melanie Mathis (38), Rechtsanwältin, zwei Kinder: Mateo (3) und Leonie (2)

Lage des Betriebs: Ewighausen (250 Einwohner) liegt im ländlich geprägten Westerwald in Rheinland-Pfalz.

Landwirtschaft: Landwirtschaft im Nebenerwerb: 2 Mobilställe mit je 200 Hennenplätzen, 300 Masthähnchen im Jahr im Mobilstall 3,5 ha Weideland, 3 Pferde

Vermarktung: Seit 2021 Hofladen Kraut und Rüben GbR: 2 digitale SB-Hofläden (je 12 m2), eine Verkaufsstelle am Hof, die zweite  2 km entfernt im Nachbardorf, 4 Verkaufsautomaten

Produkte: Eier, Nudeln aus der Lohnfertigung, Fruchtaufstriche, Kartoffeln, Geflügelfleisch, Zukauf: ausschließlich regionale Produkte wie Frischmilch, Joghurt, Käse, Honig, Gewürze, Öle, Essige, Kaffee, Linsen, Wurstwaren, Fleisch vom Rind und Lamm, Eis

 

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