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Verkaufsautomaten

Verkaufen ohne Personal

Vor allem seit der CoronaPandemie floriert das Geschäft mit Verkaufsautomaten. Kontaktloses Einkaufen rund um die Uhr liegt voll im Trend – eine Chance für viele Direktvermarkter. Doch worauf sollten sie bei den Planungen achten? Worauf kommt es an?

Landwirtschaftliche Verkaufsautomaten erhöhen sowohl die Flexibilität der Direktvermarkter als auch die der Kunden.  (Bildquelle: F. Schildmann)

 Die Idee ist einfach und gut: Regionale Produkte an gut frequentierten Orten rund um die Uhr anbieten und das Geld im besten Fall im Schlaf verdienen. Das versprechen landwirtschaftliche Verkaufsautomaten. Viele Landwirte sind
interessiert – entweder weil sie in die Direktvermarktung einsteigen wollen, ein Hofladen sich aber nicht lohnt, oder weil sie die Öffnungszeiten ausweiten wollen. Und seit Beginn der Corona-Krise werden Verkaufsautomaten auch bei den
Kunden immer beliebter, da das kontaktlose, schnelle Einkaufen jederzeit möglich ist. Verkaufsautomaten erhöhen also die Flexibilität der Direktvermarkter, als auch der Kunden.

So funktionieren Automaten

Hinsichtlich der Technisierung und des Designs entwickeln sich die Automaten zu echten Allroundern. Touchscreens,
bargeldloses Bezahlen, Glasfronttüren, auf die Produkte abgestimmte Beleuchtung, Lift- und Telemetriesysteme gehören heute zu den modernen Ausstatungsmerkmalen.

 

Bei den Trommelautomaten liegen Scheiben übereinander, jede Scheibenlage ergibt eine Trommel, die wiederum in mehrere Kammern unterteilt ist. Hier liegen die Produkte verpackt oder unverpackt. Der Kunde kann die einzelnen Trommeln drehen lassen, um die Produkte anzusehen und auszuwählen. Wird ein Produkt verkauft, ist das Fach leer und der Automat dreht sich automatisch zum nächsten vollen Fach. Trommelautomaten eignen sich sehr gut für empfindliche Produkte wie Eier oder Beeren, da nicht die Gefahr besteht, dass die Produkte durch den Verkaufsvorgang beschädigt werden. Darüber hinaus bestechen die Automaten durch ihre Flexibilität. Oftmals können innerhalb des Automaten unterschiedliche Temperaturzonen, beispielsweise von +2 bis +20 °C, eingestellt werden, sodass aus einem Gerät etwa der Verkauf von Fleisch als auch von Honig möglich ist.
Die Zahl der Etagen richtet sich in der Regel nach der Höhe der Fächer. Meist sind diese zwischen 9 und 13 cm hoch. „In unseren Automaten mit zehn Etagen à 9 cm Höhe haben beispielsweise in jedem Fach bis zu 16 Eier Platz, das be- deutet, der gesamte Automat fasst bis zu 960 Eier“, erklärt Automatenanbieter Alois Eiberger aus Ellwangen in Baden-Württemberg.

Spiralautomaten arbeiten mit Spiralen, zwischen denen die Produkte platziert sind. Kauft ein Kunde ein Produkt, bewegt sich die Spirale nach vorne und gibt die Ware in das Warenfach ab. Anders als beim Trommelautomaten hat der Kunde hier direkt alle Produkte im Blick. Spiralautomaten gibt es mit und ohne Liftsystem und sie eignen sich eher für unzerbrechliche Produkte.

Schließfachautomaten oder auch Klappenautomaten eignen sich vor allem für große, schwere Waren bzw. Gebinde wie Kartoffeln und Äpfel. Auch hier können die Fächer unterschiedlich groß sein. Klappenautomaten eignen sich gut, um vorbestellte Waren kontaktlos übergeben zu können.

Sehr verbreitet unter Direktvermarktern sind Automaten mit Liftsystemen. Die Ware liegt in Schachtschiebern. Wählt der Kunde ein Produkt aus, befördert das Liftsystem dieses zum Ausgabefach, das sich sowohl unten als auch seitlich befinden kann. Die Hersteller sind sich hinsichtlich der Einsatzmöglichkeiten im Direktvermarkterbereich einig. Adrian Ott von der Firma Stüwer aus Heroldstatt erklärt:„Ein Automat mit Liftsystem kann 90 % der Produkte ohne Probleme verkaufen.“ Pro Ausgabefach passen im Durchschnitt 29 Produkte. Die Fächer lassen sich ganz leicht in Höhe und Breite umbauen.

Was braucht mein Automat?

Moderne Automaten bringen standardmäßig bestimmte technische Ausstattungsdetails mit. Isolierverglasung, Temperaturregelung, elektronische Temperaturüberwachung zur Einhaltung hygienischer Standards auch bei entsprechend extremer Witterung, Spannungs-überwachung bei Stromausfall und unterschiedliche Kühlzonen sind nur einige Beispiele. Viele Automaten verfügen auch über eine sogenannte Warenkorb-Funktion. Dabei wählt der Kunde nacheinander seine gewünschten Produkte, bestätigt und alle Waren können in einem Rutsch aus dem Ausgabefach entnommen werden. Trotzdem sehen die Hersteller hierbei einige Nachteile. So kann oft-
mals nicht garantiert werden, dass die Produkte unbeschädigt bleiben. Wenn die Kartoffeln auf die Eier fallen, bleibt
kein Ei heil. In den allermeisten Fällen funktionieren Automaten deshalb ohne Warenkorb. Der Kunde wählt ein Produkt, es wird transportiert und entnommen, bevor das nächste Produkt ausgewählt werden kann. Folgende Fragen sollten Sie außerdem beantworten können, wenn Sie mit einem Hersteller ins Gespräch gehen:
• Welche Produkte möchte ich anbieten?
• Welchen Platzbedarf haben diese Produkte?
• Kann ich die Fächer flexibel umbauen, um bei Bedarf andere Produkte anbieten zu können?
• Wo stelle ich den Automaten auf? Kann ich einen Unterstand garantieren?
• Wie sollen meine Kunden bezahlen?
• Brauche ich zur Überwachung des Automaten ein Telemetriesystem?

Kosten und Nutzungsdauer

Die Nutzungsdauer eines Automaten ist vor allem abhängig vom Standort und von der Umschlaghäufigkeit der Produk-
te. Bei guter Pflege geht beispielsweise Stüwer von einer Einsatzdauer von zehn Jahren aus. „Unser erster aufgestellte Regiomat ist bereits 14 Jahre alt und läuft immer noch“, erzählt Adrian Ott. Die Firma bietet Kauf- und Leasingangebote an. „Ein vernünftiges System gibt es ab 13 000 €, mit vielen nützlichen Extras liegt man ungefähr bei 15 000 bis 16 000 €.“ Auch die Firma Hensing aus Emsdetten bietet unterschiedliche Finanzierungsmöglichkeiten. Je nach Aus- stattung kosten die Automaten zwischen
10 000 und 16 000 €. 

Bezahltechnik im Automat

Bargeld: Moderne Automaten nehmen in jedem Fall Münzgeld sowie Scheine an und verfügen über einen Geldwechsler.
Trotzdem wächst die Kartenakzeptanz vor allem seit der Corona-Pandemie – sowohl auf Seiten der Kunden als auch auf Seiten der Direktvermarkter. Das bestätigt auch Adrian Ott: „Vor der Krise haben wir etwa die Hälfte unserer Verkaufsautomaten mit einem Karten-
lesegerät ausgestattet, da galt bei vielen Direktvermarktern noch das Motto ,Nur Bares ist Wahres‘. Seit Corona bestellen rund 80 % der Landwirte ein kontaktloses Bezahlsystem.“ Die Kosten für das Kartenlesegerät als auch die Transaktionskosten müssen bei der Kalkulation aber unbedingt mit eingerechnet werden. Diese sind von Hersteller zu Hersteller und von Bank zu
Bank unterschiedlich. Die Transaktionskosten pro Bezahlvorgang liegen bei etwa 7 bis 12 Cent. Je nach Karte, mit der bezahlt
wird, kommen noch Gebühren hinzu, die abhängig vom Betrag sind. In der Regel liegen die Kosten zwischen 0,9 und 1,9 %.

Einige Automaten bieten das Bezahlen mit dem Mobiltelefon an. Dafür benötigen die Kunden je nach Anbieter eine Kreditkarte oder einen passenden Mobilfunkvertrag. Es gibt eine Reihe Anbieter, die das mobile Bezahlen ermöglichen. Dazu muss die ent- sprechende App, z.B. GooglePay, Samsung Pay oder Apple Pay, heruntergeladen- und die Geldkarte hinzugefügt werden, dann kann bezahlt werden. Oft benötigendie Mobiltelefone dafür eine Near-Field- Communication-Funktion, kurz NFC. Das Handy muss damit nur wenige Zentimeter über das Lesegerät gehalten werden, um die Zahlung zu tätigen. Auch die Altersüberprüfung ist möglich, sodass zum Beispiel alkoholische Getränke verkauft werden können. Bischof Automaten aus Hohenems in Öster-
reich arbeitet beispielsweise mit zwei unterschiedlichen Systemen. „Bezahlt der Kunde mit der Bankkarte, wird über eine Online-Abfrage das Alter abgefragt. Die Daten sind bei der Bank hinterlegt. Möglich ist aber auch ein so genannter Dokumentenprüfer. Hier wird das Geburtsdatum zum Beispiel von Ausweis oder Führerschein abgelesen“, erklärt Isabel Burger von der Firma.

 

Übersichtlichkeit durch Telemetrie

Mittels Telemetrie kann der Direktvermarkter seinen Verkaufsautomaten optimal und minutengenau überwachen – und das sowohl hinsichtlich der Technik als auch hinsichtlich des Füllstandes der Produkte. Für den Direktvermarkter bedeutet das eine deutliche Erleichterung der Arbeitsprozesse. So kann der Beschicker durch einen Alarm oder eine SMS gewarnt werden, etwa wenn Pro- dukte bald ausverkauft sind, die Temperatur über einen bestimmten Grenzwert steigt oder es ein anderes technisches Problem gibt. Außerdem werden die Verkaufsdaten automatisch gespeichert und stehen für eine spätere buchhalterische Übersicht geordnet zur Verfügung.

Standort einrichten

Der Verkaufsautomat wird in den meisten Fällen – wenn er nicht gerade mitten im Dorf aufgestellt ist – mit dem Auto angefahren. Er muss also gut erreichbar und ausgeschildert sein und über mehrere Parkplätze verfügen. Wenngleich die allermeisten Automaten für den Außenbetrieb konzipiert sind, benötigen sie zumindest ein Dach, um die Technik zu schützen. Damit der Kunde bequem einkaufen kann, empfehlen die Hersteller einen Dachvorsprung von mindestens 60 cm. Neben dem Dach ist ein fester Untergrund wegen des Gewichts der Automaten eine weitere Voraussetzung. Die Automatenhersteller sind sich einig: Ist der Automat erst einmal aufgestelltm und eingerichtet, ist der Direktvermakter ohne Hilfe in der Lage, diesen zu bewirtschaften. „Unsere Kunden erhalten eine drei- bis fünfstündige Schulung. Bis auf die Neubespielung der Software sind die Direktvermarkter dann in der Lage, alles selbst am Automaten zu erledigen. Ich schätze, wir können 99,5 % der Probleme direkt am Telefon lösen“, berichtet Dirk Hensing. Adrian Ott erklärt: „Wir liefern unsere Verkaufsautomaten selbst aus. Ein Techniker oder der Verkäufer ist dabei und richtet gemeinsam mit dem Kunden den Automaten ein. Dabei wird dem Kunden gezeigt, wie er den Automaten umbaut und wie er mit Störungen umgeht. Nach der Einweisung ist das Gerät einsatzfähig. Gibt es nicht lösbare Störungen, können sich Kunden auf der Regiomat-Website
einloggen. Dort finden sie viele Support-Videos. Falls das nicht reicht, sind die Techniker erreichbar und können ggf. rausfahren um zu helfen.“
 

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