Präsentkörbe: Rechnet sich der Aufwand?

Ihr Talent, Dinge schön herzurichten, nutzt Anne Börgerfür ihren Einstieg in die Direktvermarktung. Noch arbeitet die 34-jährige Floristin aus Borken-Weseke 30 Stunden pro Woche in ihrem regulären Beruf. Acht Stunden pro Woche ist sie auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihres Mannes Ludger angestellt. Während der 38-jährige Landwirt im Außenbetrieb mit 800 Legehennen, 230 Bullen, 1 200 Mastschweinen managt und sich auf den Kartoffel- und Kürbisanbau spezialisiert hat, führt seine Mutter Maria (70) den Hofladen. Sie vermarktet neben den hofeigenen Produkten wie Eier, Kartoffeln und Kürbis ein umfangreiches Zusatzsortiment. „Um herauszufinden, ob mir die Direktvermarktung mit all den Herausforderungen liegt, habe ich mich fü den smarten Einstieg entschieden“, erklärt Anne Börger.

Nische auf dem Hof finden

Ihr Ziel: Sie will eine eigene lukrative Nische finden. Deshalb hat sie sich seit gut zwei Jahren auf die Fertigung und den Verkauf von Geschenkkörben spezialisiert. Längst hat sich dies in der Region herumgesprochen. So finden Spontankäufer und kurzentschlossene Geschenksuchende im Hofladen immer eine große Auswahl schick verpackter Schlemmereien. „Folienverpackungen sind von gestern“, betont die junge Floristin. Sie arbeitet mit getrockneten Naturmaterialien, und zwar bevorzugt mit dem, was Feld und Garten im Jahresverlauf an floraler Deko hergeben. Was an Deko fehlt, kauft Anne Börger über den Floristengroßhandel zu. Schlichte Eichenbretter, Holzkisten aus einer Werkstatt für Menschen mit Handicap, Geschirrtücher aus der regionalen Weberei oder einfache Papiertüten dienen wahlweise als Grundlage für ihre wertigen Geschenke.

Vom kleinen Mitbringsel für rund 10 € bis hin zum hochwertigen Geschenkkorb haben die Kunden die Qual der Wahl. „Sehr beliebt sind meine Geschenktüten für 14,90 €“, erklärt die junge Frau. Soll das Geschenk größer ausfallen, ist die Präsentkorbgröße für 34,90 € gefragt. Gruppengeschenke fallen üppiger aus. Hier sind Körbe im Wert von 50 bis 60 € gewünscht, vereinzelt auch für 80 bis 100 €. Diese werden in der Regel vorbestellt. An Festtagen wie Weihnachten, Ostern oder Muttertag steigt die Nachfrage. Rund 70 Vorbestellungen (davon 60 Firmenkörbe) zählte sie Weihnachten und 35 zum diesjährigen Osterfest.

Geschenktüte für 14,90 €

„Ein ausführliches Beratungsgespräch dauert fünf bis zehn Minuten“, überschlägt Anne Börger den zeitlichen Aufwand. Für sie muss sich die Arbeit lohnen. Als angestellte Floristin berechnet sie für das Binden eines Blumenstraußes neben den Materialkosten zusätzlich 0,90 € pro Minute für die Arbeitszeit. Der Blick in die Übersichten 1 bis 3 verdeutlicht die Kosten, die für drei vorgefertigte Präsente in unterschiedlichen Größen anfallen. Die Geschenktüte für 14,90 € enthält drei Produkte im Einkaufswert von 8,05 €. Für die Verpackung und Deko fallen zusätzlich 1,78 € an (Übersicht 1). Bei einer Arbeitszeit von 7 Minuten kommt Anne Börger auf eine Entlohnung von 0,72 € pro Minute.

 1. Geschenktüte, Verkaufspreis 14,90 €

Arbeitszeit (Einkauf, Warenauswahl, Pappe schneiden, Verpacken, Dekorieren, Verkauf, Blumen trocknen usw.): 7 Minuten

Entlohnung/Minuten = 5,07 € : 7 Minuten = 0,72 €/Minute

*Nettopreise

Geschenkkorb für 21,90 €

Der Geschenkkorb für 21,90 € ist mit vier Spezialitäten gefüllt (Übersicht 2). Hier summieren sich die Gesamtkosten auf 14,03 €. Bei einer Arbeitszeit von 7,55 Minuten kommt Anne Börger auf eine Entlohnung von 1,04 € pro Minute.

2. Präsentkorb, Verkaufspreis 21,90 €

Gewinn = Erlös – Kosten (21,90 – 14,03)= 7,87

Arbeitszeit (Einkauf, Warenauswahl, Pappe schneiden, Verpacken, Dekorieren, Verkauf, Blumen trocknen usw.): 7,55 Minuten

Entlohnung/Minuten = 7,87 € : 7,55 Minuten = 1,04 €/Minute

*Nettopreise

Geschenkkorb für 34,90 €

Noch erfreulicher ist das Ergebnis beim großen Präsentkorb für 34,90 € (Übersicht 3). Er enthält fünf hofeigene Produkte und drei zugekaufte. Abzüglich der Gesamtkosten in Höhe von 22,28 € ergibt sich bei einer Gesamtarbeitszeit von 10,10 Minuten eine Entlohnung in Höhe von 1,25 € pro Minute. Es freut die angehende Direktvermarkterin sehr, dass ihre Präsentkörbe gut ankommen und sich das Geschäftsfeld offensichtlich lohnt. Insbesondere auch, weil sie durch ihr Angebot neue und jüngere Kunden auf den Betrieb lockt, um den Absatz der Kartoffeln und Eier zu steigern.

 3. Präsentkorb 34,90 €

Gewinn = Erlös – Kosten (34,90 – 22,28): 12,62 €

Arbeitszeit (Einkauf, Warenauswahl, Pappe schneiden, Verpacken, Dekorieren, Verkauf, Blumen trocknen usw.): 10,10 Minuten

Entlohnung/Minuten = 12,62 € : 10,10 Minuten = 1,25 €/Minute

*Nettopreise