Tafeln mit Grußbotschaften, frische Blumen, dazu die vielen unterschiedlichen Produkte, arrangiert auf nur 30 m²: Der Hofladen von Susanne Schwarzbach-Günther und Holger Kurre ist klein, aber ein echter Vollsortimenter. Seit 2020 gibt es ihn in Nörten-Hardenberg, keine 20 km von Göttingen entfernt. Für das Paar kam nie ein anderes Konzept als die Selbstbedienung in Betracht. „Das läuft richtig gut, und seit wir das neue Kassensystem haben, hat sich die Arbeit für uns auch deutlich reduziert“, berichtet Landwirt Holger Kurre. Dazu später mehr.
Ein Metzger im 20 km entfernten Seulingen schlachtet und verarbeitet etwa vier Strohschweine in der Woche zu Grillfleisch, Braten, Aufschnitt und Co. Die frischen Produkte liegen in drei großen Kühlschränken, direkt gegenüber vom Eingang. Die Eier der 650 Legehennen werden für 0,38 € das Stück verkauft bzw. in einer Manufaktur aus der Nachbarschaft zu Nudeln verarbeitet. Auch Eierlikör können die Kunden kaufen. Dieser steht in einem abschließbaren Kühlschrank. „Will jemand Eierlikör kaufen, muss er uns anrufen oder ansprechen. Das klappt aber problemlos“, berichtet die gelernte Tierarzthelferin Susanne Schwarzbach-Günther. Die Legehennen werden zu Suppenhühnern oder Hühnerfrikassee verarbeitet.Neben den tierischen Produkten vom Betrieb bietet das Paar auch Kartoffeln, Süßkartoffeln, Zwiebeln und Obst von den eigenen Feldern an.
Alle anderen Produkte haben die beiden mit viel Mühe ausgewählt. „Unser Motto lautet: Wissen, wo es herkommt und wer dahinter steht“, berichtet Holger Kurre. Vieles kommt aus der Region, wie der Kaffee aus einer Rösterei im Ort oder das Brot von einem Bäcker aus der Nachbarschaft. Anderes schicken Berufskollegen, die weiter entfernt arbeiten. „Wir haben viele andere Direktvermarkter besucht, sie kennengelernt und deren Produkte probiert und dann entschieden, sie ins Sortiment aufzunehmen“, berichtet die Direktvermarkterin. Und sie ergänzt: „Unseren Betrieb darf jeder zu jeder Zeit besuchen, das Gleiche erwarten wir von unseren Partnern. Bevor wir kooperieren, schauen wir uns also genau das Konzept an.“
Frisches Obst und Gemüse wird pro Stück bezahlt, vieles ist vorverpackt und bereits gewogen. Außerdem besitzen alle Waren einen für diesen Betrieb einzigartigen Code und können an der Kasse einfach gescannt werden. Alternativ lassen sich die Produkte über einen Touchscreen auswählen und in den Warenkorb legen. Im Anschluss können die Kunden entweder mit Karte (75 % der Kunden zahlen bargeldlos) oder in bar bezahlen. Eine Wechselgeldkasse steht bereit. Das Kassensystem erfasst alle gekauften Artikel, wodurch die Buchführung deutlich erleichtert wird. „Bevor wir das neue System installiert haben, mussten wir jeden Abend eine kleine Inventur durchführen und die Bestände mit der Kasse abgleichen. Das fällt jetzt zum Glück weg“, so Holger Kurre. „Schwierig ist es, wenn Kunden für ihre zehn Eier das Geld einfach schnell in die Kasse werfen. Aber das kommt immer seltener vor.“Der Laden ist mit Videokameras ausgestattet und bislang ist das Direktvermarkterpaar von Vandalismus und Diebstahl weitestgehend verschont geblieben. „Wir sind aber auch immer sehr präsent hier, vielleicht schreckt das ab“, vermutet Susanne Schwarzbach-Günther. Im Schnitt besuchen 100 Kunden am Tag den Hofladen, zu Stoßzeiten, etwa vor den Feiertagen oder am Wochenende, kommen mehr.
Weil der Platz für die Produkte in den umgebauten Bushaltestellen schon jetzt nicht mehr ausreicht, hat das Paar die Kartoffeln und das Obst bereits in eine eigene Hütte ausgelagert. „Wir sehen das Potenzial der Direktvermarktung an diesem Ort deutlich und denken bereits größer“, so Susanne Schwarzbach-Günther. Direkt neben dem Wohnhaus soll in einigen Jahren ein großer Hofladen entstehen. „Wir sind bereits in Gesprächen und hoffen, dass es voran geht“, berichtet ihr Partner. Auch dieser Hofladen soll größtenteils in Selbstbedienung funktionieren. Dennoch planen die beiden unter anderem eine Fleischtheke, um die Produkte auch nach Gewicht verkaufen zu können.