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Im Fokus: Kartoffel

Kartoffeln pflanzen und Ernte verfrühen

Schon beim Pflanzen werden Ertrag, Knollengröße und andere Qualitätsparameter festgelegt. Ein erfahrener Berater gibt praktische Tipps auch zum Vorkeimen der sehr teuren Pflanzkartoffeln oder zur Ernteverfrühung.

Beim Verfahren All-in-one, im Bild rechts die Maschinerie beim Befüllen,  werden alle Arbeitsschritte – von Saatbeetbereitung über Knollenablage bis zum endgültigen Dammaufbau – in einer Überfahrt erledigt. In diesem Fall schaffen sogenannte Zwischendammhäufler kleine Dämme in den Dammtälern, um so das Erosionsrisiko bei Starkregen zu mindern. (Bildquelle: Linneweber)

Damit Kartoffeln bereits ab Ende Juni, idealerweise schalenfest, bei höheren Marktpreisen geerntet werden können, muss auf eine exakte Vorbereitung von Pflanzgut und Pflanztechnik geachtet werden. Wichtig für früh auflaufende, gleichmäßige Kartoffelbestände sind Knollen möglichst einheitlichen Kalibers und gleicher Keimanzahl und Keimlänge. Dieses sorgt zumindest in der Theorie für gute, einheitliche Knollenansätze mit gleichmäßiger, marktfähiger Sortierung.

Wie Pflanzgut auf dem Hof lagern?

Nach Bezug und Eingangskon­trolle des Pflanzgutes sollte dieses umgehend aus den Big Bags oder Säcken in Vorkeimkisten gefüllt werden, um Schwitzschichten zu verhindern. Entstehende Feuchte kann die unerwünschte Ausbreitung von Silberschorf, Fusariosen und punktuelle Keimung begünstigen. Big Bags und Säcke sind nur Transportmittel und keine Lagerbehälter. In ihnen ist keine ausreichende Durchlüftung sichergestellt. Das kann besonders für ein im Jahr 2023 vielfach unter extremer Nässe erzeugtem Pflanzgut noch von hoher Wichtigkeit und schlummernder Gefahr sein! Um für eine Eingangskontrolle mehr über das physiologische Alter und den aktuellen Zustand der Triebkraft zu erfahren, sollten 10 kg bei Zimmertemperatur >20 °C und Dunkelheit gelagert werden. Die ersten Partieunterschiede werden so schnell sichtbar. Die Anzahl der gekeimten Augen lässt einen Rückschluss auf das physiologische Alter der Knolle zu. Wird bei der Kistenbefüllung festgestellt, dass bereits eine Keimung stattgefunden hat, sollte auf eine homogene Abkeimung geachtet werden. Es dürfen keine ungleichmäßig gekeimten Partien aufgestellt werden. Dieses führt zu unterschiedlichen Keimlängen und Knollenentwicklungen. Einige Sorten vertragen keine Abkeimung. Im Notfall ist auch ein Temperaturstoß nötig.

Wie soll vorgekeimt werden?

Eine Standardsortierung für Pflanzkartoffeln kann zum Beispiel 35/55 mm für rundovale bis ovale oder 30/45 mm für lange Sorten betragen. In Abhängigkeit vom Angebot variieren die Sortiermaße und folglich auch die Anzahl potenzieller Augen je Knolle sowie die Triebkraft. Dadurch ist nicht für jede Knolle immer die richtige Ablagetiefe gewährleistet. Die Folgen einer weiten Sortierung sind ungleichmäßiger Aufgang und eine ungleiche Bestandesentwicklung. Sogenannte „Gebrochenes Pflanzgut“ führt als Kompromiss zu deutlich homogeneren Feldbeständen.

Grundsätzlich gibt es zwei Verfahren mit unterschiedlichen Zielen, um Kartoffeln vorzukeimen:

Kistenvorkeimung mit kurzen, stabilen Lichtkeimen. Der Vorteil des Verfahrens ist die geringe mechanische Belastung der Keime. Sie eignet sich für die Handpflanzung sowie halb- und vollautomatische Pflanzung.

Sackvorkeimung mit homogener Erwärmung des Pflanzgutes. Der Nachteil des Verfahrens ist die hohe mechanische Belastung beim Entleeren der Vorkeimsäcke. Es eignet sich nur für vollautomatische Pflanzung, Keime über 0,5 mm Länge brechen ab.

Der Vorkeimraum muss eine Luftzirkulation gewährleisten, also etwa ein Viertel der Raumhöhe freihalten. Dadurch wird eine notwendige, regelmäßige CO2-Abfuhr erreicht. Um eine ­Lichteinwirkung auf die zu keimenden Knollen zu verbessern, ist der Einsatz der neuen, transparenten Vorkeimkiste empfehlenswert. Man muss zwischen den Kisten durchsehen können. Um eine effektive Belichtung sicherzustellen, dürfen die Vorkeimkisten nicht höher gestapelt werden als die Länge der Vorkeimleuchte (maximal 1,5 m).

Ein weiterer Parameter zur Steuerung der Vorkeimung ist die Temperatur. Die Temperatur im Vorkeimraum, im Winter durchaus bei 4 bis 6 °C, muss sich an den beabsichtigten Pflanztermin anpassen. In 2023 war das durch sehr späte Pflanzungen schwierig zu realisieren. Hiermit kann man das Keimwachstum drosseln. Mit einem  „Wärmestoß“ (20 °C)  lässt sich bei keimträgen Sorten das Keimen aktivieren. In keimfreudigen Sorten wird bei niedrigen Temperaturen die Keimung gebremst. Eine zu hohe Luftfeuchtigkeit beschleunigt das Bewurzeln der Keime.

Keime über 2 cm führen sehr schnell zu Keimabbruch. Mit jedem gebrochenen Keim bricht auch die „Apikale Dominanz“ der Knolle mit der Folge, dass statt weniger dicke viele kleine Knollen angesetzt werden.

Ernteverfrühung Kartoffeln

Nach Pflanzen, Anhäufeln und Unkrautbekämpfung erfolgt im Frühkartoffelanbau die sofortige Folienauflage. Ziel ist es, den Damm schneller zu erwärmen und die vorgekeimten Knollen bei Kälte schnell zum Weiterwachsen anzuregen. Wurzelwachstum ist bereits ab 5 °C, Stängelwachstum erst ab 8 °C möglich. Die optimale Bodentemperatur für die Keimung liegt bei 12 bis 15 °C. In der Praxis eingesetzte Lochfolien und Vlies haben unterschiedliche Vor- und Nachteile. Durch eine Kombination von Vlies (unten) und Folie (oben) werden die jeweiligen Schwächen ausgeglichen und der Aufgang beschleunigt. Die Kosten...

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