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Besucher anlocken

Kürbis-Kunstwerke

Jedes Jahr im September und Oktober lädt der Hof Austermann aus Warendorf zur Kürbisausstellung. Welche Figuren die Hauptattraktion sein werden, weiß Johanna Austermann schon im Januar.

Die großen Tierköpfe wie den Pferdekopf schnitzt eine Holzkünstlerin aus dem Kreis Warendorf. (Bildquelle: Hofladen Austermann)

Mitten auf dem Hof ist ein Kürbispferd vor einen alten Karren gespannt. Ein weiteres steht direkt an der Straße, und auf der Terrasse des Cafés bestaunen Gäste den Kürbisfrosch. Im Hof sind zahlreiche Paletten und Großkisten aufgebaut, gefüllt mir Kürbissen in allen Größen und Farben. Dazwischen stehen abwechslungsreich dekorierte Kisten mit besonders geformten Kürbissen, kleinen Kürbisfiguren oder bemalten Früchten. „Vieles davon auf Kinderhöhe, damit diese auf Entdeckungsreise gehen können“, erklärt Johanna Austermann. Die Ausstellung ist gratis. Die 33-jährige führt den Hofladen Austermann in Warendorf gemeinsam mit ihrer Familie. Sie hat sogar zwei Insta-Spots eingerichtet – Strohballen-Sitzbänke vor dem Kürbisgespann und vor den Zierkürbissen, verbunden mit dem Hinweis, beim Posten den Hofladen Austermann zu verlinken. „Das bringt richtig Reichweite“, sagt Johanna. Sie plant jedes Jahr die Kürbisausstellung und zeichnet auf, wo welche Sorte und welche Figur stehen soll.

Wechselnde Ausstellung

Zwei, maximal drei Jahre bauen Austermanns die gleichen Kürbisfiguren auf, dann gibt es neue. Die Ideen stammen von Familie, Mitarbeitern, von anderen Betrieben oder auch mal aus dem Internet. Für die großen, hohen Figuren wird zunächst ein windstabiles Grundgerüst aus Metall geschweißt. „Das macht meist mein Bruder. Holzarbeiten, wie in diesem Jahr die Pferdebeine, übernimmt mein Mann und den alten Karren, vor den das Kürbispferd gespannt ist, hat mein Vater hergerichtet“, beschreibt Johanna die familiäre Zusammenarbeit und ergänzt: „Das ist typische Winterarbeit“. Sie weiß schon zu Jahresbeginn, welche Figuren im Herbst die Ausstellung zieren werden, denn im Januar bestellt sie bereits das entsprechende Saatgut. Auf 4 ha bauen Austermanns rund 30 Sorten Speise- und ebenso viele Sorten Zierkürbis an, darunter jedes Jahr neue Varianten, wie gelber Halloween-Kürbis oder Sorten in Pastelltönen.

Viele Stunden für den Aufbau

Der Zeitaufwand für den Aufbau der Kürbisaustellung ist enorm. An den großen Figuren arbeiten bis zu vier Personen zwei Tage lang. Um den Hof in ein Kürbismeer zu verwandeln, sind sogar 20 Personen drei Tage beschäftigt. Damit ist es nicht getan, denn damit die Kürbisaustellung über zwei Monate attraktiv bleibt, kontrollieren zwei Mitarbeiterinnen jeden Morgen die Früchte, sortieren verdorbene aus und legen frische Ware nach. Neben den imposanten Kürbisfiguren gibt es in der Ausstellung viele weitere Kürbiskunstwerke zu entdecken, wie kleine Kürbismännchen oder Gestecke in ausgehöhlten Kürbissen. Die kleinen Figuren sind mit Spießen zusammengesteckt. Weil dabei der Kürbis verletzt wird, fängt die Frucht schneller an zu verderben. Deshalb arrangieren Austermann die Figuren und Gestecke jede Woche neu, was ebenfalls Arbeitsstunden bindet. Hinzu kommen noch Vorlagen und Stifte, um den Kürbis zu bemalen. Die gibt es gratis, sobald der Kürbis im Hofladen bezahlt ist.

„Die Kosten der Ausstellung, in erster Linie für die Löhne, verbuchen wir unter Marketingkosten“, erklärt Johanna Austermann. Sie müssen vorrangig über den Kürbisverkauf wieder hereingeholt werden. Alle Kürbisse werden nach Gewicht berechnet. Es gibt zwei Preise: kleine Kürbisse kosten 3,90  €/kg, alles was größer ist als Hokkaido 1,90 €/kg. Diese einfache Preiseinteilung hat sich bewährt. „Wir haben mehr als 60 Sorten Kürbis und aktuell 26 Mitarbeiter im Hofladen. Die können trotz Schulung nicht alle Sorten und deren Preise kennen“, sieht Johanna die Sache pragmatisch.  

Damit keinem Besucher ein Kürbis auf den Kopf fällt, die Figuren umgestoßen oder Kürbisse herausgerissen werden, sind die großen Skulpturen weiträumig mit einem Kürbisspiegel umlegt. Auf einem Schild findet sich außerdem der Hinweis „Betreten verboten – Eltern haften für ihre Kinder“. Das wirkt nicht besonders einladend, ist aber nötig. Aus Sicherheitsgründen bieten Austermanns auch kein Kürbisschnitzen, sondern nur Kürbisbemalen an. Dafür ist nämlich kein Aufsichtspersonal erforderlich.

 

40 % mehr Besucher

Die gesamte Kürbiszeit auf dem Hof Austermann ist ein Event und zieht sich durch alle Bereiche. Im Hofladen stehen die eigenen Verarbeitungsprodukte wie Aufstriche oder eingelegter Kürbis, für die Kuchentheke zaubert die Konditorin Amerikaner mit Kürbisgesicht oder verziert die Kuchenstücke mit Fondant-Hokkaidos. Ein echter Besuchermagnet ist das Kürbisbemalen, vor allem bei Familien mit Kindern. Auf dem Hof stehen dafür große Tische bereit und bei schlechtem Wetter wird die Tenne zum Kürbisatelier. Das alles erfordert viel Personal. „Besonders die Wochenden sind in der Kürbiszeit personalmäßig eine Herausforderung“, sagt die Betriebsleiterin, die sehr froh darüber ist, dass das Team so gut mitzieht. Bis zu 40 % mehr Besucher zählen Austermanns in den beiden Herbstmonaten. Es kommen nicht nur mehr Gäste, diese bleiben auch länger. Drei Stunden und mehr sind keine Seltenheit. Und die meisten kaufen Kürbis, gehen ins Café und schlendern durch den Hofladen. Allerdings sind die Besucherströme sehr wetterabhängig: je sonniger, desto mehr.

Die Kürbisausstellung ist jedes Jahr eine Challenge, dennoch ist das Event gesetzt: „Kürbisse sind meine Leidenschaft“ sagt Johanna, „und wir freuen uns alle jedes Jahr, wenn die Ausstellung fix und fertig aufgebaut ist.“

 

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