HOFdirekt: Brauche ich als Direktvermarkter, Hofgastronom oder Ferienhofbetreiber Social Media?
Friederike Greilich: Social Media ist eine einfache, schnelle und günstige Möglichkeit den eigenen Betrieb sichtbarer zu machen und dadurch Vertrauen zu schaffen. Und das ist bei der regionalen Lebensmittelvermarktung wohl mit das wichtigste Verkaufsargument. Indem Direktvermarkter ihren Followern einen Einblick in den Betriebsalltag geben, können sie genau dieses Vertrauen aufbauen: Was passiert auf dem Betrieb? Wer verkauft im Hofladen? Warum gibt es im Januar noch keine Erdbeeren? Und warum ist das Fleisch im Vergleich zum LEH teurer? Durch Social Media habe ich die Möglichkeit, den Followern das Gefühl zu geben, dass sie den Betrieb und die Mitarbeiter schon kennen. Die Hemmschwelle, zu diesem Direktvermarkter zu gehen, wird immer kleiner. Die Follower haben das Gefühl, sie kaufen bei Bekannten. Dadurch gibt es im besten Falle für sie keinen Grund woanders einzukaufen oder einen Kuchen zu essen. Der Preis spielt nur noch eine untergeordnete Rolle.
Durch Social Media habe ich die Möglichkeit mich zu meinen Kunden auf die Couch zu setzen - und das auf Einladung. Und wenn sie nicht mehr wollen, müssen sie mir nicht mehr folgen. Einfacher geht‘s fast nicht.
HOFdirekt: Auf welchen Plattformen sollte ich als Direktvermarkter aktiv sein?
Friederike Greilich: Ich denke, die wichtigsten Plattformen für die Zielgruppen der Direktvermarkter sind Facebook und Instagram. Einige Direktvermarkter denken vielleicht, dass sie keine Zeit haben, beide Profile zu bespielen. Ich bin aber der Meinung, bevor ich nur eine der beiden Plattformen mitnehme, nutze ich lieber die Kopplung von Facebook und Instagram. Dadurch wird ein Inhalt gleichzeitig auf beiden Plattformen veröffentlicht.
HOFdirekt: Wie oft muss ich etwas posten?
Friederike Greilich: Über die Algorithmen in den sozialen Medien kann man nur spekulieren, jedoch gibt es Anzeichen, dass regelmäßiges Posten bspw. alle drei Tage mehr für die Sichtbarkeit bringt als geballtes Posten und dann lange nichts. Nehmen Sie sich am besten vor, regelmäßig zum Beispiel alle drei Tage aktiv zu sein. Ein Plan kann hier helfen. Gibt es bald frische Himbeeren bei Ihnen, schlachten Sie am Wochenende oder steht bald das nächste Hoffest an? Dann können Sie mit diesem Wissen einen Grundgerüst-Plan entwickeln, was in welcher Woche ansteht. Diese Postings können Sie sogar schon so weit vorbereiten, dass sie sich zu einem vorgegebenen Termin automatisch selbst veröffentlichen. Das spart viel Zeit!
Authentizität zu vermitteln, gelingt vor allem durch spontane Postings. Fotos von kuschelnden Schafen oder kaputten Treckerreifen nehmen Ihre Kunden mit auf den Betrieb. Sie fühlen sich als Teil davon. Das schenkt Vertrauen. Deshalb gilt auch hier: Die Mischung macht‘s. Das Grundgerüst ist also nur ein grober Plan, den Sie prima jederzeit ergänzen oder ändern können, wenn spontan etwas passiert.
HOFdirekt: Was kann ich posten?
Friederike Greilich: Die Motive sollten immer zum Betrieb passen. Richtig gut kommen Bilder von Tieren und Menschen an. Nicht nur Gegenstände oder Produkte. Deshalb gilt: Halten Sie zwischendurch mal selbst Ihre Nase in die Kamera, das kommt an und schafft wieder ein gutes Stück Vertrauen für Ihre Kunden. Und lächeln Sie dabei! Verwenden Sie Filter nur sparsam. Das kann schnell unnatürlich wirken.
Eine WhatsApp-Gruppe, in der Fotos vom Spargelfeld, von saugenden Ferkeln oder einer besonders krummen Möhre verschickt werden, kann helfen Content zu sammeln. So machen wir es auch in unserer Familie. Aber: Einer muss dabei den Hut auf haben und auch immer wieder daran erinnern, dass mal wieder ein paar Bilder oder Videos nötig wären.
HOFdirekt: Welche Hashtags sollte ich nutzen?
Friederike Greilich: Um mehr Reichweite zu erzeugen, sollten regionale Direktvermarkter durchaus auch regionale Hashtags verwenden, also beispielsweise #münster, um von Interessierten in der Nähe gefunden zu werden. Denken Sie aber bei den Hashtags auch mal über den Tellerrand hinaus. So sollten zum Beispiel Ferienbauernhöfe auch Hashtags zum Thema Kinder wie #endlichferien oder ähnliches verwenden, um eine noch größere Gruppe anzusprechen. Ich kann nur den Rat geben: Einfach mal ausprobieren. Falsch machen kann man hier eigentlich nichts. Eine Liste aus verschiedenen Hashtags, auch verschieden großen, aus denen man sich dann immer ein paar passende aussucht, kann hier helfen. Wichtig ist daran zu denken, dass die Sichtbarkeit bei großen Hashtags, zum Beispiel #bayern, nicht unbedingt gegeben ist. Besser man sucht auch nach ein paar mittleren und kleineren Hashtags, um hier auf der sicheren Seite zu sein.
HOFdirekt: Wo ist Werben effizienter: Im Social Web oder in den klassischen Medien?
Friederike Greilich: Ziel ist es, dass das Produkt oder die Marke den Kunden immer wieder begegnet, um Vertrauen aufzubauen. Deshalb lautet hier die Antwort: Die Mischung machts. Je mehr Kontaktpunkte desto besser: Wenn ein Kunde bei Instagram den Post Ihres Spargelbetriebs gesehen hat, dann in der Zeitung bei der Oma eine Anzeige Ihres Betriebs entdeckt und dann in der Tankstelle einen Flyer Ihres Betriebs in die Hand gedrückt bekommt, wird er Ihren Betrieb auf jeden Fall auf dem Radar haben.
HOFdirekt: Benötige ich auf jeden Fall eine Website oder reicht beispielsweise ein Auftritt bei Facebook?
Friederike Greilich: Ohne Website geht es meiner Meinung nach heute nicht mehr. Wollen Kunden etwas über den Betrieb, die Produkte oder die Verarbeitung wissen, suchen die meisten erstmal bei Google und nicht bei Facebook. Heißt also: Schritt für Schritt, aber der erste Schritt sollte eine Website sein – die dann gern auch erstmal sehr schlank und übersichtlich daherkommen darf.
Friederike Greilich hat BWL studiert und war lange in verschiedenen Unternehmen für deren Marketing- und Kommunikationsstrategie verantwortlich. Heute arbeitet sie selbstständig als Marketingberaterin für Landwirte. Außerdem kümmert sie sich um die Facebook- und Instagramprofile des Spargelbetriebs ihres Bruders. kr