Nur eben Apfelsaft im SB-Hofladen einkaufen und dann schnell wieder weg, das wird nichts auf dem Zangerlhof, besonders dann nicht, wenn Kinder dabei sind. Auf dem kundenfreundlichen Hof in Rankweil in Österreich ist es Teil der Betriebsphilosophie, dass Kunden den Schweinen beim Suhlen in der Matsche zuschauen – ebenso eine sonnige Auszeit auf der Bank am Teich einzulegen, mit dem Seniorbauern ein Pläuschchen zu halten oder spontan beim Füttern der Rinder im Offenstall zu helfen. „Unsere Kunden dürfen unseren Hof erleben“, erklärt uns Betriebsleiterin Claudia Rosenzopf beim Hofbesuch. Sie ergänzt: „Bei uns kann man sich von der Haltungsform unserer Tiere selbst überzeugen.“
Erlebnis-SB-Verkauf 24/7
Gemeinsam mit Ehemann Josef bewirtschaftet sie ihren elterlichen Betrieb im Vollerwerb und vermarktet mit viel Hingabe Selbsterzeugtes wie Rind- und Schweinefleisch, Wurst, Eier, Kartoffeln, Nudeln, Apfelsaft und Most ab Hof. „Wir verkaufen bereits seit 15 Jahren hofeigene Produkte im kleinen Stil per Selbstbedienung, professionell ausgerichtet sind wir erst seit 2021“, erzählt Josef Rosenzopf. Hierfür wurde der 30 m2 große Hofladen modernisiert und ein neues Logo entwickelt. Seitdem baut das Paar die Marke „Zangerlhof“ schrittweise auf. Der Hofladen ist täglich 24 Stunden, sieben Tage die Woche geöffnet. Die Kunden können wahlweise bar oder bargeldlos zahlen. „Eine kontrollierte Zugangskontrolle haben wir nicht“, erklärt die 36-jährige Direktvermarkterin. Obwohl Diebstahl ein Thema ist, überwiegen bei ihr die Bedenken, interessierte Kunden möglicherweise mit einem kontrollierten Einlass vom Einkauf abzuhalten. Unehrliche Kunden haben inzwischen dank der Videokameras mitsamt Bildschirmüberwachung deutlich mehr Respekt vor der Tat.
Fleisch vom Rind und Schwein
Für ihr gutes Fleisch hat sich die Familie in der Region bereits einen Namen gemacht. Im Schnitt lassen die Direktvermarkter alle acht bis zehn Wochen ein Weiderind und vier Schweine beim Metzger in der Gemeinde im Lohn schlachten, zerlegen und verpacken. Sobald der Schlachttermin steht, wird er für die Vorbestellung der Fleischpakete auf Social Media angekündigt. Hier kommt dem Betrieb zu Gute, dass er alleine bei Instagram über 3 300 Follower zählt.
Beim Rindfleisch stehen wahlweise 4-kg-Pakete für 75 € und 8-kg-Pakete für 146 € zum Verkauf. Sie enthalten anteilig Steak, Schnitzel, Braten, Gulasch, Hackfleisch und Suppenfleisch. Knochen gibt es auf Wunsch gratis dazu. Die Fleischpakete vom Schwein sind in den Größen 3 kg für 47 € oder 6 kg für 92 € erhältlich. Sie bestehen anteilig aus Schopf- und Karreesteak, Schnitzel, Hackfleisch und Braten. „Wir vermarkten ausschließlich vakuumierte Ware“, berichtet Claudia Rosenzopf. Während beim Rindfleisch das 4-kg-Paket besonders gefragt ist, punktet beim Schweinefleisch das 6-kg-Paket.
Angebot und Nachfrage
Alles was nicht über die Pakete abgesetzt wird, geht in den Einzelstückverkauf als gekühlte oder TK-Ware. Saisonale Fleischprodukte wie mariniertes Grillfleisch zählen ebenso zu den Verkaufsschlagern wie die hauseigenen Wurstspezialitäten. „Unser hofeigenes Sortiment ergänzen wir durch den Zukauf von Frischeprodukten wie Rohmilch, Butter und Käse, das schätzen unsere Kunden“, berichtet Claudia Rosenzopf. Inzwischen hat sich der Hof regelrecht zu einem Naherholungsort für die Region entwickelt. Rund 80 % der Kunden kommen aus einem Umkreis von 20 km auf den Hof, der Rest sind Touristen, die hier urlauben. Während die Familie wochentags etwa 80 Besucher pro Tag im Hofladen zählt, hat sich der Samstag mit rund 100 bis 150 Kunden zum umsatzstärksten Tag der Woche herauskristallisiert. Der durchschnittliche Einkaufsbon beträgt etwa 10 bis 15 € pro Kunde. Wird Fleisch gekauft, liegt er bei 30 € pro Einkauf. Dass der Zangerlhof inzwischen ein fester Begriff für Leib und Seele in der Region ist, erfüllt die jungen Direktvermarkter mit Stolz.