Das Corona-Virus hat uns und unser Leben fest im Griff. Abstand ist geboten, andererseits wecken die mit dem Virus verbundenen Ängste den Wunsch nach Nähe und persönlicher Ansprache. „Die aktuelle Situation ist hoch emotional und Landwirte und Direktvermarkter können die Menschen genau da abholen“, sagt Karin Tischer. Die Inhaberin des Entwicklungsinstituts food & more in Kaarst bietet aktuell Workshops an, wie sich die Anbieter in der Direktvermarktung und von Hofverkäufen am besten aufstellen.
HOFdirekt: Was spricht in diesen Krisenzeiten besonders für Direktvermarkter?
Karin Tischer: Trotz Sicherheitsabstand ist die Bedienung im Hofladen oder am Marktstand immer noch persönlich und Kunde und Verkäufer wechseln ein paar Worte. Ein weiterer Punkt: Regionale Produkte werden einen noch höheren Stellenwert erhalten. Die Furcht vor Corona ist nicht greifbar und in solchen Situationen suchen Menschen nach Bekanntem, Bewährtem und nach Sicherheit. Das finden sie direkt beim Erzeuger.
Das Problem in diesen Zeiten: Hofläden liegen oft außerhalb und die Bewegungsfreiheit ist eingeschränkt. Hinzu kommt, dass ältere Kunden am besten gar nicht selber einkaufen gehen sollen. Die Belieferung ist deshalb eine große Chance, Kunden zu halten oder sogar neu zu gewinnen. Viele Hofläden bieten diesen Service bereits. Die gute alte telefonische Bestellung ist dabei sogar von Vorteil. Sie sorgt für einen persönlichen Konatkt, der in diesen Tagen einfach gefragt ist.
HOFdirekt: Hofcafés oder Cafébereiche im Hofladen sind geschlossen. Was können Landwirte hier tun?
Karin Tischer: Auch wenn viele jetzt gezwungenermaßen zu Hause bleiben müssen – die Menschen möchten trotzdem wenig kochen bzw. suchen nach Entlastung bei der Hausarbeit. Speisen außer Haus – liefern oder abholen ist gefragt. Im großstädtischen Umfeld bleiben in Sachen Lieferung sicher keine Wünsche offen. In ländlichen Regionen ist das Angbeot aber viel dünner. Spätestens wenn das dritte Mal in Folge das Pizza-Taxi vor der Tür stand, suchen die Kunden nach Alternativen. Und: Gekocht wie bei Oma, Hausmannskost – was sonst teilweise eher bieder und altmodisch daherkommt, ist auf einmal wieder gefragt bzw. im Revival der regionalen Küche noch beliebter. Hier greift erneut der Zusammenhang zwischen Furcht und der Sehnsucht nach Bewährtem.
Wenn es logistisch machbar ist, können Betriebe Lieferungen bündeln z. B. Lebensmittel und warme Speisen. Dann kann es sich auch rentieren, Kuchen auszuliefern. Denn in Krisenzeiten haben die Menschen mehr Bedürfnis nach etwas Süßem.
HOFdirekt: Wie können Landwirte ihr Angebot bekannt machen?
Karin Tischer: Die sozialen Medien wie facebook oder Instagram sorgen für eine schnelle Verbreitung, ebenso ein Newsletter an die Kunden und der Hinweis auf der eigenen Homepage. Die ältere Generation, die den Lieferdienst besonders zu schätzen wüsste, schaut aber kaum ins Internet oder in die sozialen Medien, aber sie hört Radio. Ein Werbespot im Lokalsender kann ihr Angebot bekannt machen. Viele Gemeinden organisieren jetzt Nachbarschaftshilfe und Einkaufsservice für diejenigen, die auf Hilfe angewiesen sind. Lassen Sie sich auch dort listen. uh
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